„Viele Menschen wünschen sich mehr Natur im eigenen Garten“, weiß Renate Warren, „aber sie wünschen sich oft auch einen ersten Anstoß, wie man anfangen soll.“ Nicht selten bestünden die Anfangsschwierigkeiten darin, dass man denkt, man müsse sich erst viel Fachwissen aneignen. Oder dass man Angst vor Unordnung im Garten hat. Oder dass einem einfach die Ideen fehlen.
„Nein, übermäßig viel Fachwissen braucht man nicht“, beruhigt Renate Warren, aber es gebe einige wichtige Grundsätze zu beachten: niemals irgendwelches Gift zu benutzen, keinen Dünger zu verwenden, da die meisten hiesigen Gartenpflanzen mageren Boden brauchen, Mut zu wenigstens ein bisschen Unordnung und – als Allerwichtigstes: die Verwendung von heimischen, idealerweise regio-typischen Stauden, Gehölzen und Saatgutmischungen. Der Grund liege darin, dass sich über Tausende von Jahren Insekten und Pflanzen in Abhängigkeit voneinander entwickelt haben. Sie brauchen einander, um zu überleben. Wenn man nicht-heimische, exotische, gefüllte oder unfruchtbare Pflanzen verwende, verurteile man damit eine Vielzahl von Insekten zum Hungertod. „Ein Zitronenfalter setzt sich auch schon mal auf einen nordamerikanischen Sonnenhut, vor allem, wenn es nichts anderes gibt“, so die Naturgärtnerin. „Aber das heißt noch nicht, dass der Sonnenhut wirklich insektenfreundlich ist. Denn für die Raupen des Zitronenfalters ist beispielsweise der Faulbaum und der Gemeine Kreuzdorn notwendig. Wenn es keine Futterpflanze für den Nachwuchs gibt, ist dem Falter auch nicht geholfen.“
Auf der Bilderreise durch ihren Garten zeigte Renate Warren, wie aus dem Anfangszustand mit kurzgeschorenem Rasen und Gartencenter-Pflanzen, wo kaum ein Vogel oder Insekt je gelandet sei, im Laufe von drei Jahren eine strukturreiche Landschaft mit Lebensraum für Hunderte von Pflanzen- und Tierarten geworden ist. „Ich habe durchaus stark gestalterisch eingegriffen“, so Renate Warren, „und immer neue kleine Biotope geschaffen: Trockenmauern, Schotterrasen, Wasserflächen, Staudenbeete, Obsthecken, Wildrosenhügel und ein Sumpfbeet.“ Alle diese Biotope seien zwar auch jedes für sich wertvoll, aber erst in ihrer Vernetzung würden sie vielen Tieren ein Refugium, Nahrungsquelle und Platz für die Brut bieten.
Die vielen wunderschönen Fotos von bekannten und nicht so bekannten Pflanzen und Tieren, alle mit der eigenen Kamera und oftmals in Großaufnahme aufgenommen, animierten die Zuhörer zu zahlreichen Nachfragen und lebhaften Diskussionen über eigene Gartenerfahrungen.
Nach der Bilderreise konnten die Gäste wieder Samentüten mitnehmen, die der NABU Bremervörde-Zeven im Zuge seines Projekts „Der Landkreis blüht auf“ derzeit gratis abgibt. „In jedem Garten findet doch bestimmt ein kleines Beet mit Regio-Saatgut Platz“, so Walter Lemmermann, 1. Vorsitzender des NABU Kreisverbands, „aber jeder kann natürlich eigene Ideen für seinen Naturgarten entwickeln.“
„Ich freue mich einfach, dass es so viele Menschen gibt, die sich Gedanken über Artenschutz im eigenen Garten machen“, ist Renate Warren begeistert, „und ich lade gerne Interessenten ein, in einigen Wochen, wenn hier alles blüht, bei mir vorbeizuschauen.“
Foto: Im Anschluss an den Vortrag wurde Regio-Saat für den Garten verschenkt. / Graham Warren